Radon & Radio­aktivität

Die Gefahren der Radioaktivität sind allgemein bekannt. Oder?

1) Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass jede zusätzliche unnatürliche Dosis Radioaktivität und die damit verbundene ionisierende Strahlung ein besonderes Gesundheitsrisiko birgt - insbesondere Krebs. Auch die Wirkung niedriger Strahlendosen steht aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen und Beobachtungen in dringendem Verdacht, biologische Effekte wie Störungen des Immunsystems und des Nervensystems hervorzurufen.

Für unsere Wohnumgebung bedeutet dies, dass möglichst sämtliche, vor allem Gammastrahlen emittierende Materialien, in unserer unmittelbaren Umgebung nichts zu suchen haben. Im Einzelnen können das Baustoffe sein wie Fliesen, Bims- und Schlackensteine, Basalt, Granit oder aus Industrieschlacken und -aschen gefertigte Waren.

Auch Glasuren und radiumhaltige Farben können radioaktive Auffälligkeiten zeigen.

Sowohl radioaktive Baumaterialien als auch Radongas können mit hochempfindlichen Messgeräten aufgespürt werden. Sanierungsmaßnahmen sind möglich und manchmal verblüffend einfach durchzuführen.

Radon

2) Der radioaktive Schadstoff Radon ist ein natürlich vorkommendes Gas, welches aus dem Boden und Baumaterial austritt. Radon dringt über den Keller in das Hausinnere, wo es sich im Vergleich zum Freien erheblich anreichern kann.

So dringt Radon ins Gebäude ein

Seinen Weg in das Gebäude findet das Radon über undichte Stellen im Fundament. Durch den sogenannten "Kamineffekt" steigt warme Luft im Haus auf und erzeugt dadurch im Keller gegenüber dem Untergrund einen geringen Unterdruck. Dieser reicht aus, um das Radon über Fugen und Haarrisse durch die Bodenplatte und die Kellerwände anzusaugen.

Auf Grund dieser Tatsache wirken sich folgende bauliche Faktoren negativ auf die Höhe der Radonkonzentration aus:

  • Risse und Fugen in Wänden und Böden im Keller
  • schlecht abgedichtete Durchführungen von Kabeln und Rohren
  • unzureichende Dichtheit zwischen Keller- und Erdgeschoss
  • Kellerböden aus Erde, Kies oder Stein

Bei der Verteilung des Radons im Haus tritt ein Verdünnungseffekt von den unteren zu den oberen Stockwerken hin auf. Während im Keller mit der höchsten Radonkonzentration zu rechnen ist, sind in den meisten Fällen bereits ab dem zweiten Stockwerk keine erhöhten Radonwerte mehr zu erwarten.

Die Auswirkungen von Radon auf die Gesundheit

Während Radon im Freien keine Gefährdung darstellt, kann dieser Schadstoff in geschlossenen Räumen zu einer beachtlichen Gefahr für die Gesundheit werden. Radon ist ein radioaktiver Stoff und zerfällt in seine sogenannten Radon-Folgeprodukte Polonium (Po-218), Bismuth (Bi-214) und Blei (Pb-214).

Diese nunmehr festen Folgeprodukte sind ebenfalls radioaktiv und können sich an Staubteilchen und feinsten Schwebeteilchen (Aerosolen) anlagern.

Während das gasförmige Radon selbst nur bedingt vom Körper aufgenommen wird, sind es vor allem die radioaktiven festen Folgeprodukte, die den Lungen die größten Strahlenschäden zufügen.

Über die Atemluft gelangen diese somit in Ihre Lungen, wo sie sich am empfindlichen Gewebe anlagern können.

Der radioaktive Zerfall der Folgeprodukte führt zu einer direkten Bestrahlung des Lungengewebes mit Alpha-Strahlung - das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, steigt! Je größer die Radongaskonzentration ist, desto höher ist also das Lungenkrebsrisiko, denn: Je mehr Radon sich in der Raumluft befindet, desto größer ist die Zahl der entstehenden Radonfolgeprodukte, die sich am Lungengewebe anlagern. Die Strahlenbelastung nimmt zu und mit ihr das Lungenkrebsrisiko, dessen Krankheitsverlauf in über 90 % der Fälle tödlich ist!

Allerdings werden unmittelbare Warnsymptome wie Müdigkeit, Übelkeit oder Kopfweh dem Radon auch bei jahrelanger Exposition nicht zugeschrieben - die Erkrankung erfolgt schleichend und macht sich erst nach Jahrzehnten bemerkbar.


Deshalb empfehlen die EU-GesundheitsministerInnen, folgende Richtwerte in Wohnhäusern nicht zu überschreiten:

Eingreifrichtwert: 400 Bq/m3

Planungsrichtwert: 200 Bq/m3


Der Eingreifrichtwert gilt für Gebäude, die vor dem Jahr 1996 gebaut wurden, der Planungsrichtwert für Neubauten ab dem Jahr 1996.

Radon im Überblick

Der Mensch ist täglich natürlicher radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Diese setzt sich aus der vom Weltraum einfallenden kosmischen Strahlung (Höhenstrahlung) und aus der, durch natürliche radioaktive Elemente in Gesteinen und Böden verursachten, terrestrischen Strahlung zusammen. Da sich der Mensch im Laufe seiner Evolutionsgeschichte an diese Strahlung gewöhnt hat, geht von ihr kaum eine Gefährdung aus.

Anders verhält es sich allerdings mit dem radioaktiven Edelgas Radon.

Dieser vorwiegend aus dem Boden austretende Schadstoff kann sich mitunter erheblich in Häusern anreichern und Lungenkrebs verursachen. Radon liefert den Hauptbeitrag zur natürlichen Strahlenbelastung des Menschen.

Die Ursache für das Auftreten von Radon liegt im Element Uran, das in geringsten Mengen überall im Boden vorkommt. Uran ist nicht stabil und zerfällt daher durch Abgabe radioaktiver Strahlung in mehreren Schritten zum  Element Radium. Bis zu dieser Stufe sind alle dabei auftretenden Elemente fest und im Erdboden gebunden.

Erst beim Zerfall von Radium wird  Radon gebildet - ein gasförmiger und radioaktiver Stoff, der nun aus dem Boden austreten kann. Unter Abgabe radioaktiver Strahlung (hochenergetische Alpha-Strahlung) zerfällt das Radon weiter in seine noch gefährlicheren und ebenfalls radioaktiven Folgeprodukte.

Da es im Freien durch die Luft zu einer starken Verdünnung von Radon kommt, tritt dort keine Belastung auf. In Gebäuden hingegen reichert sich dieser Schadstoff mitunter stark an. Über die Atemluft gelangen (konzentriertes) Radon und dessen radioaktiven Folgeprodukte in die Lungen, wo sie zur Strahlenbelastung führen.

Deshalb gilt Radon heute nach dem Rauchen als häufigste Ursache für Lungenkrebs. Etwa 5 - 15 % aller Lungenkrebsfälle sind dem Radon zuzuschreiben. D.h. dass allein in Südtirol, Österreich, Deutschland und der Schweiz mehrere Tausend Personen pro Jahr an den Folgen des Radons sterben.

Quellen:

1) Text - Verband Baubiologie VB

2) Text & Grafiken - GT-Analytic KG. Innsbruck